Freitag, 26. April 2013

Von meinem Blümchen - Hoffmann von Fallersleben

Von meinem Blümchen. 

Ward ein Blümchen mir geschenkt,
Hab's gepflanzt und hab's getränket.
Vögel, kommt und gebet Acht!
Gelt, ich hab' es recht gemacht?

Sonne, laß mein Blümchen sprießen!
Wolke, komm, es zu begießen!
Nicht empor dein Angesicht!
Liebes Blümchen, fürcht' dich nicht!

Und ich kann es kaum erwarten,
Täglich geh' ich in den Garten,
Täglich frag' ich: Blümchen, sprich!
Blümchen, bist du bös' auf mich?

Sonne ließ mein Blümchen sprießen,
Wolke kam es zu begießen;
Jedes hat sich brav gemüht,
Und mein liebes Blümchen blüht.

Wie's vor lauter Freuden weinet!
Freut sich, daß die Sonne scheinet.
Schmetterlinge, fliegt herbei,
Sagt ihm doch, wie schön es sei!

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)

Mittwoch, 24. April 2013

Ade zur guten Nacht. Fliegendes Blatt aus 1500

Ade zur guten Nacht.
Fliegendes Blatt aus 1500.

Der Mond der steht am höchsten.
Die Sonn' will untergehn. -
Mein Feinslieb liegt in Nöten.
Ach Gott. wie soll's ihr gehn.
In Regen und in Wind
Wo soll ich mich hinkehren.
Da ich mein Feinslieb find'!

Mein Feinslieb wollt' mich lehren.
Wie ich ihr dienen soll.
In Züchten und in Ehren;
Das weiß ich selbst gar wohl
Und kann auch noch viel mehr:
Wer sich sein's Buhlen rühmet.
Dem bringt es wenig Ehr'.

Mancher geht zu seinem Buhlen
Bei lichtem Mondenschein;
Was gibt sie ihm zum Lohne?
Ein Rosenkränzelein.
Ist grüner als der Klee.
Ich muß mich von dir scheiden.
Tut meinem Herzen weh.

Ach Scheiden über Scheiden.
Wer hat dich doch erdacht.
Hast mir mein junges Herze
Aus Freud' in Trauren bracht.
Dazu in Ungemach.
Dir ist's. schön's Lieb gesungen.
Ade zu guter Nacht.

Montag, 15. April 2013

Frühlingsgedichte

Frühling
Foto: pixabay

An die Natur. 

Ich hätte Lust dem Bächlein nachzulaufen:
Wo läufst du hin?
Ich hätte Lust dem Lüftchen nachzuschnaufen:
Wo schnaufst du hin?
Ich möchte mich in diese Schatten hauchen:
Ihr haucht so kühl!
Mich in die Wellen mit dem Fischlein tauchen:
Ihr taucht so kühl!
Dort mit dem Sonnenadler will ich fliegen
Der Sonne zu,
Und mit der Taube dort ins Nest mich schmiegen
Zur Wonneruh.
Ich fand, so oft ich mich in dich verloren,
Mich schöner nur:
Ich bin in dir, du bist in mir geboren,
Natur, Natur!

(Fr. Rückert)

Süße, heilige Natur,
Laß mich gehn auf deiner Spur,
Leite mich an deiner Hand
Wie ein Kind am Gängelband!

Wenn ich dann ermüdet bin,
Sink' ich dir am Busen hin,
Athme süße Himmelslust
Hängend an der Mutterbrust.

Ach, wie wohl ist mir bei dir;
Will dich lieben für und für,
Laß mich gehn auf deiner Spur ,
Süße, heilige Natur!

(Fr. v. Stollberg)

Sehnsucht nach dem Frühling. 

Komm lieber Mai und mache
Die Bäume wieder grün,
Und laß mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blühn!
Wie möcht' ich doch so gerne
Ein Veilchen wieder sehn:
Ach lieber Mai, wie gerne
Einmal spazieren gehn!

Zwar Wintertage haben
Wohl auch der Freuden viel,
Man kann im Schnee eins traben
Und treibt manch Abendspiel:
Baut Häuserchen von Karten,
Spielt blinde Kuh und Pfand,
Auch gibt's wohl Schlittenfahrten
Auf's liebe freie Land.

Doch wenn die Vögel singen
Und wir dann froh und flink
Auf grünem Rasen springen,
Das ist ein ander Ding!
Jetzt muß mein Steckenpferdchen
Dort in dem Winkel stehn,
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Koth nicht gehn.

Am meisten aber dauert
Mich Lottchens Herzeleid;
Das arme Mädchen lauert
Recht auf die Frühlingszeit;
Umsonst hol' ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib herbei,
Sie sitzt in ihrem Stühlchen
Wie's Hühnchen auf dem Ei.

Auch wenn's doch erst gelinder
Und grüner draußen war'!
Komm, lieber Mai! wir Kinder,
Wir bitten gar zu sehr;
O komm, und bring' vor allem
Uns viele Veilchen mit,
Bring' auch viel Nachtigallen
Und schöne Kuckucks mit!

(Nach Overbeck und M. Claudius)

Abendlieder und Abendgedichte

Abendheimgang.

So lang die Sonn' am Himmel steht,
Geh' ich nicht weg von den Buchen;
Eh zu Neste der Vogel geht,
Werd' ich mein Haus nicht suchen.
Die Sonne sank, es stammt der West,
Der Vogel zwitschert leis im Nest,
Leise zu Gottes Preise,
Dank, Dank für Trank und Speise,
Herz, danke du gleicherweise!

Nun will ich auch zu Bette gehn
Mit all der Tageswonne,
Und morgen wieder früh aufstehn
Mit dem Vogel der Sonne.
Die Sonne sank, es stammt der West,
Der Vogel zwitschert leis im Nest,
Leise zu Gottes Preise,
Dank, Dank, für Trank und Speise,
Herz, danke du gleicherweise.

Friedrich Rückert
(* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses - heute Teil von Coburg)

Abendlied

Kommst, lieber Abend, wieder
Auf unsre kleine Flur;
Dir tönen unsre Lieder,
Wie schön bist du, Natur!

Schon steigt die Abendröthe
Herab in's kühle Thal,
Bald glänzt in sanfter Röthe
Der Sonne letzter Strahl.

Allüberall herrscht Schweigen;
Nur steigt aus unserm Chor
Hier unter grünen Zweigen
Ein Danklied noch empor.

Kommst, lieber Abend, wieder
Auf unsre kleine Flur;
Dir danken unsre Lieder,
Dir, Vater der Natur.

Matthias Claudius
( * 15. August 1740 in Reinfeld (Holstein); † 21. Januar 1815 in Hamburg)

Abend

Will nun schlafen gehen,
Liebes Bettchen mein:
Kann ja nichts mehr sehen
Mit meinen Augelein.

Meine Mutter decket
Mich so freundlich zu,
Gute Mutter wecket
Morgen mich aus der Ruh.

Vater und Mutter, beide
Kommen bald herein,
Seh'n an mir ihre Freude,
Schlafen mit mir ein.

Doch vom Himmel nieder
Noch ein Vater wacht,
Dessen Augenlieder
Schlummern keine Nacht.

Sieht auf all' die Seinen
Freundlich immer zu
Großen all' und Kleinen
Gibt er die süße Ruh.

Vater droben, siehe
Auf mich diese Nacht,
Nimm auch spät und frühe
Vater und Mutter in Acht!

Johann Wilhelm Hey (* 26. März 1789 in Leina; † 19. Mai 1854 in Ichtershausen)


Die Sonne hat uns gute Nacht gegeben,
Die Schafe ziehen heim in's stille Haus,
Kein Vogel mag den Flügel mehr erheben,
Sie schlafen alle und ihr Lied ist aus;
Nun leg' auch ich mich hin zur Ruh'
Und schließ die müden Augen zu.

Ich bin noch schwach, ich bin noch klein;
Du, guter Gott! wirst bei mir sein;
Dann furcht' ich nicht die finst're Zeit,
Ich weiß, mir widerfährt kein Leid;
Dann träum' ich, was auch kommen mag,
Von einem schönen, gold'nen Tag.

Link's Gedächtnißübung.


Gute Nacht.
Gute Nacht!
Hab' mich doch so müd gemacht.
Bin gelaufen, bin gesprungen,
Hab' gelernt, gelacht, gesungen,
Hab' es weiter heut gebracht —
Gute Nacht!

Gute Nacht!
Vöglein auch, das schläft schon sacht,
Und das Hühnchen in dem Stalle,
Und das Täublein ohne Galle
Ruhet süß, vom Traum umfacht:
Gute Nacht!

Gute Nacht!
Euch vor allen zugedacht,
Liebe Eltern, Schwestern, Brüder!
Morgen seh'n wir froh uns wieder,
So Gott will, der uns bewacht!
Gute Nacht!

(Autor unbekannt)

Abendlied. 

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schwelget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold,
Als eine stille Kammer,
Wo Ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt!

Seht Ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön:
So find wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinnste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns aufwärts schauen,
Auf nichts Verganglich's trauen.
Nicht Eitelkeit uns freu'n;
Laß uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder, fromm und fröhlich sein

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder,
Kühl ist der Abendhauch.
Verschon' uns, Gott, mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen
Und unsern kranken Nachbar auch.

(Claudius)

Mittwoch, 10. April 2013

Rätsel für Kinder

1. Sag' mir, wenn du's schon gesehen,
Wo die Gäns' im Wasser gehen!

2. Ein rothes Ställchen voll weißer Hühnerchen — was ist das?

3. Es kommt vom Leben, hat kein Leben, und kann doch jedem Antwort geben.

4. Oben eine Seele, Unten eine Seele, In der Mitt' ein Leder: Rath', mein lieber Peter!

5. Oben spitzig, unten breit, durch und durch voll Süßigkeit; weiß am Leibe, blau am Kleide, kleiner Kinder große Freude.

6. Zwei Ringelein, zwei Stängelein, ein Kästchen und ein Spieß — mein Kind, errathe dies!

7. Sage mir, Kindchen, wo ist das zu schau'n: Es bellt ein roth' Hündchen durch 'nen knöchernen Zaun?

8. Erst seh' ich weiß wie Schnee, dann bin ich grün wie Klee, dann werd' ich roth wie Blut und schmeck' allen Kindern gut.

9. S' hat Einer sechs Beine und geht nur auf vier' — Wen ich da wohl meine? Sag', Büblein, es mir!

10. Wer sagt mir gleich das Räthsel an. Wenn ich erzähl' von einem Hahn, der einen Stein im Munde tragt, womit er Blitz und Donner schlägt?

11. Es steckt ein Bündelein Heu auf der Stange; d'ran fressen zehn hungrige Schäflein so lange, bis alle Hälmchen verzehret sind. Was sind das für Schäfchen? — Ei, rathe, mein Kind.

12. Und hast du es errathen, so darfst du nicht vergessen: warum die weißen Schafe mehr als die schwarzen fressen.

13. Vier Jahr bleib' ich aus. Dann komm' ich nach Haus, und zeige mich wieder im Kreis meiner Brüder.

14. Hast schon oft den Hahn gesehen; nun, mein Kind, so rathe du: Warum macht der wohl bei'm Krähen immer seine Augen zu?

15. Verfertigt ist's schon lange Zeit, doch meistentheils gemacht erst hent; Sehr angenehm ist's seinem Herrn, und dennoch hütet's Niemand gern.

16. Der mich macht, der will mich nicht, der mich trägt, behält mich nicht; der mich kauft, der braucht mich nicht, der mich hat, der weiß es nicht.

17. Die Sonne kocht mich manchen Tag, eh' deine Hand mich brechen mag; und hat dein Finger mich gepflückt, und deine Sohle mich zerdrückt, so schlürft mich deine Lippe ein. Nun rathe schnell! Ich heiße: — ?

18. Mit Einem fährt, wer Geld will sparen. Mit Zwei'n kutschirt der Bürgersmann; der Edelmann spannt Viere an, mit Sechsen darf der König fahren. Nun sage mir, wer nach Belieben durch Stadt und Lande fährt mit Sieben!

19. Ich Hab' viele Hacker, doch nicht von Bein, die beißen gar wacker in die Knochen hinein. Die Knochen wachsen im grünen Wald in Schwaben und Sachsen. — Nun rathe mich halt!

20. Das Wasser, das helle, hol' ich von der Quelle; das Bier, das frische, trag' ich zu Tische; und Essig und Oel und Wein, ich schütte sie aus und ein.

21. Der arme Tropf hat keinen Kopf, das arme Weib hat keinen Leib; die arme Kleine hat keine Beine. Sie ist ein langer Darm, doch schlingt sie einen Arm bedächtig in den andern ein. Was mag das für ein Weiblein sein?

22. Es sitzt auf hoher Stange ein kleines rundes Haus; hinein führt keine Thüre, kein Fenster schaut heraus. Doch wohnen in den Stübchen, die eng und dunkel sind. viel kleine braune Bübchen — Nun rathe schnell, mein Kind!

23. Ich schwimme stets im Wasser frisch und bin doch weder Frosch noch Fisch; ich bin kein Vogel und doch geschwind dehn' ich die Flügel bei'm guten Wind ; ein Bote bin ich zu jeder Stund, und lauf' mir doch keine Füße wund. Und willst du alles wissen auch: Hab' Zucker und Kaffee im Bauch.

24. Thu' auf nun dein Mäulchen, sag', was ich ergreif': Ein eisernes Gäulchen mit flächsernem Schweif. Sieh', wie durch das Dunkel der Höhlen es schlüpft! Sieh, wie mit Gefunkel In die Lüfte es hüpft! Und willst du es führen, So faß es klug an, sonst wirst du gleich spüren seinen spitzigen Zahn!


Auflösung der Räthsel.
17) Der Wein. 9) Der Reiter. 21) Die Brezel 5) Der Zuckerhut. 13) Der Schalttag. 1) Wo es nicht tief ist. 18) Der Siebmacher. 10) Der Hahn am Gewehr 22) Der Mohnkopf. 6) Die Lichtputze. 14) WeiI er seinen Gesang auswendig weiss. 2) Der Mund mit den Zähnen. 19) Die Säge. 11) Die zehn Finger der Spinnerin. 23) Das Schiff. 7) Die Zunge zwischen den Zähnen. 15) Das Bett 3) Die Schreibfeder. 20) Der Krug. 12) Weil es mehr weisse gibt. 24) Nadel und Faden. 8) Die Kirsche. 16) Der Sarg. 4) Reiter, Pferd und Sattel


Quelle: Alte und neue Kinderlieder, Fabeln und Räthsel
aus dem Jahr 1842

Sonntag, 7. April 2013

Sprüche bekannter Personen - Teil 6


Freue des Augenblicks dich, und laß die Wünsche dem Thoren!
Dem Bescheidnen wird über sein Bitten gewahrt.
Fernow.

Glück ist der Klugheit Loos, Der Weisheit Loos ist Freude,
v. Göckingk.

Wenn du des Lebens Sinn gefunden.
Vergebens war dein Wirken nicht.
Schreiber.

Wer, seine Freiheit zu erretten,
Der Tugend sanfte Bande löst,
Den schließt mit zehnfach stärkern Ketten
An seinem Joch das Laster fest.
Drum lerne selbst dich überwinden!
Dieß ist der Tugend schönste Pflicht.
Nie wirst du Ruh' auf Erden finden,
Bezähmst du deine Triebe nicht.
Gallisch.

Groß kann man sich im Glück, erhaben nur im Unglück zeigen.
v. Schiller.

Nicht an die Güter hänge dein Herz,
die das Leben vergänglich zieren.
Wer besitzt, der lerne verlieren; wer im Glück ist,
lerne den Schmerz.
v. Schiller.

Der Biedermann säet noch lange nach seinem Leben eine unendliche Saat des Schonen und Guten aus; wo er ist, ja wo er war, erbleicht das feige Verbrechen und zittert die unreine Begierde
E. M. Arndt.

Alles trennet der Tod; Liebende ziehet er nach.
v. Herder.

Lieb' ist die Leiter zum Himmel, und wie der vom Himmel zur Erde;
auf und niederwärts führt ewig ihr wechselnder Weg.
Liebe, sie hebt uns empor zu der Götter heiligen Freuden,
und zur irdischen Lust führt sie die Götter herab.
Gramberg.

Nur die Weisheit ist ewig.
Sie wird auf Erden noch siegen,
und nach langem Tumult Menschen zur Menschheit erhöh'n.
Gedike.

Erbitte von den Göttern dir Verständigt
und Wohlgesinnte zu Gefährten.
Beleid'ge nicht das Glück durch Thorheit, Uebermuth;
der Jugend Fehler wohl begünstigt es,
doch mit den Jahren fordert's mehr.
v. Goethe.

Sprüche bekannter Personen - Teil 5


Nie auf Felsengrund gestellt
Sind die Leiden dieser Welt,
Denn sie wechseln mit den Freuden.
Unzer geb. Ziegle

Reich an Freuden ist das Leben,
Und des Vollgenusses werth;
Wenn uns Fried' und Ruh umschweben.
Innrer Adel uns verklärt;
Wenn wir lernen zu entbehren,
Wo Entbehrung wird Genuß,
Deine Blüthen. nicht zerstoren.
Reiner Freuden Genius!
Conz.

Nur am Stamme der Entsagung
Blüht, selbst mit dem Sturm versöhnt,
Uns ein Kranz, der dauernd krönt.
Wohl der Seele, die zur Tragung
Ihrer Bürd' an ihn sich lehnt!
So geht der bescheidne Weise
Heftige Hände zerdrücken die süßesten Beeren der Traube,
Ach! und verwischen den Duft , welcher sie lieblich bethaut.
Starke.

Eins nur, Freundin, Seelengröße,
Giebt dem Menschen Werth und Ruh!
Keine Schönheit deckt die Blöße
Mißgeschaffner. Seelen zu.
Freih. v. Spiegel.

Wer Engel sucht in dieses Lebens Gründen,
Der findet nie was ihm genügt;
Wer Menschen sucht, der wird den Engel finden,
Der sich an seine Seele schmiegt.
Tiedge

Das junge Leben wird durch deinen Reiz erhöhet,
O Freundschaft ! — von der Menge oft verkannt, —
Und ferne Hoffnungen, erwärmt von deiner Hand,
Gehn schöner auf von deinem Hauch um wehet,
Lacht himmlischer vor uns der Zukunft Zauberland.
Conz.

Die Stunden sind verloren,
Die wir der Lust nicht weihn;
Zum Glück sind wir geboren!
Drum laßt uns glücklich seyn.
Freih. v. Cronegk.

Nichts begleitet uns hinüber,
Nichts, als der gute Schatz, den wir in unser Herz
Gesammelt, Wahrheit, Lieb' und innerlicher Frieden,
Und die Erinnerung, daß weder Lust noch Schmerz
Uns je vom treuen Hang zu unsrer Pflicht geschieden.
Wieland.

Fortuna spielt mit allen unsern Sorgen:
Der Lust folgt Traurigkeit.
Der Weise trauet nie dem ungewissen Morgen,
Und braucht das kurze heut.
Freih. v. Cronegk.

Schon ist's , von allen anerkannt, -
Sich allgeliebt zu sehn;
Doch schoner noch, auch ungenannt,
Wohlthätig fest zu stehn.
v. Herder.

Nur wer zu sterben weiß, kann stets zufrieden leben!
Die wahre Freude nur, nach der die Weisen streben,
Versüßt dem Sterblichen die Reise durch die Zeit,
Und folgt, unsterblich selbst, ihm zur Unsterblichkeit.
Uz

Der Geist gedeiht durch Weisheit.
Und das Herz gedeiht durch Schönheit;
Dieser Einklang rauscht in Stärke,
Dieser Adel führt zum Ziele
Dauernder Glückseligkeit
Bürger.

Liebe ist die Leiter, worauf wir emporklimmen zur Gottähnlichkeit.
Ohne Anspruch, uns selbst unbewußt, zielen wir dahin.
v. Schiller

Brauche deine Jugend,
Jüngling! Lust und Tugend
Können Schwestern seyn,
Jahre ziehn, wie Blicke,
Graues Haar und Krücke
Brechen schnell herein.
Lichtwehr.

Die Freundschaft ist die heiligste der Gaben;
Nichts Heiligers konnt' uns ein Gott verleihn,
Sie würzt die Freud' und mildert jede Pein,
Und einen Freund kann jeder haben,
Der selbst versteht ein Freund zu seyn.
Tiedge.

Samstag, 6. April 2013

Sprichwörter - Lachen


pixabay
  • Im Lachen, lachend, sagt der Narr die Wahrheit. 
  •  Am Lachen und Blarren erkennt man die Narren. 
  • Die Araber behaupten, der welcher viel und laut lache, sei dumm. (Cahier, 2420.) 
  • An vielem Lachen erkennt man ein gutes Lustspiel. (Dresdner Nachrichten, 1868.) ­­
  • „Auf lachen folget oftmals greinen.“ 
  • Dass man vorher lacht, muss man oft hernach beklagen.
  • Aus Lachen wird oft Weinen. Es ist vom leichtsinnigen Lachen die Rede, das, wie die Hebräer sagen, zur Schande führe. 
  • Der eine lacht einen guten Käs an, der andre fällt dafür in Ohnmacht
  • Der heut’ lacht, wird morgen weinen. 
  • Die gern lachen, weinen auch gern. Die Turken: Wer viel lacht, weint auch viel. 
  • Die lachen am Morgen, weinen gemeiniglich am Abend. 
  • Die meisten haben gelacht und alle haben geweint.
  • Durch viel lachen kennet man einen Narren.
  • Es ist bös lachen, wenn einem das Messer an der Kehle sitzt. 
  • Es ist ein böses (schlimmes) Lachen, wobei ein anderer weint. 
  • Es ist so leicht gelacht, wie geschrien.
    pixabay
  • Es lachen nicht alle, die das Maul breit machen.
  • Es lachen viele, die Dukaten weinen möchten. 
  • Es lacht mancher, der beissen möchte (will). 
  • Es lacht mancher, der lieber weinen möchte.
  • Man lacht nie so stark (so laut, so lange), als wenn man seinen Schmerz verbergen will. 
  • Es lacht mancher, der noch weinen soll. ­
  • Jeder lacht in seiner Weise. Nach dem italienischen Astronomen 
  • Lachen des Morgends, des Abends weinen. -
  • Lachen ist gesund. 
  • Lachen kann ein Kaufmann nicht, wenn Unglück ihn und Schifbruch trifft. 
  • Lachen und verlacht werden sind Nachbarn.
  • Lachen und Weinen sind in Einem Sack.
  • Er lacht selbst das Beste davon herab.
  • Er lacht sich buckelig (scheckig, krank). 
  • Er lacht sich die Faust voll.
  • Er lacht sich die Haut (den Buckel) voll. 
  • Er lacht sich einen Buckel, so gross wie eine Hundehütte.
  • Er lacht wie ein Esel, den der Wolf im Busche grüsst. (Ironische Bezeichnung des Schreckens, der Furcht, der Angst.) 
  • Er lacht wie ein hölzerner Fuchs.

Kinderreime und Kinderlieder

 (Wenn's Kind verdrießlich ist.) 

Zürnt und brummt der kleine Zwerg,
Nimmt er Alles überzwerch:
Den Ofen für ein Bierglas,
Den Mehlsack für ein Weinfaß,
Den Kirschbaum für einen Besenstiel,
Den Flederwisch für 'ne Windmühl,
Die Katz für eine Wachtel,
Das Sieb für eine Schachtel,
Das Hackbrett für einen Löffel,
Den Hansel für den Stöffel.
(Weikert's Kindergärtlein)


Trostliedchen. 

Mein Kindlein ist klein,
Das bild't sich viel ein,
Jetzt mag es mich nimmer,
S'muß aber nicht sein.
(Mündlich)

Es kam ein Herr zum Schlößchen 

Auf einem schönen Rößchen,
Da sah die Frau zum Fenster naus,
Und sprach: der Mann ist nicht zu Haus.

Und niemand da als Kinder
Und Mädchen in der Windel!
Der Herr auf seinem Rößchen
Sprach drauf zur Frau im Schlößchen:

Sind's gute Kinder, sind's böse Kinder?
Ach, liebe Frau, ach, sagt geschwinder!
Die Frau, die sagt: Sehr böse Kind,
Sie folgen der Mutter nicht geschwind!

Da sagt der Herr: So reit' ich heim,
Dergleichen Kinder brauch' ich kein!
Und ritt auf seinem Rößchen
Weit, weit hinweg vom Schlößchen.
(Wunderhorn).


Wie das Häschen mit dem Stumpfnäschen und weißen Röckchen und rothen Söckchen am Pföstchen im Nestchen sitzt und endlich davon läuft.


Schaut, was sitzt denn dort im Gras
Ei der Daus, der Haas, der Haas!

Guckt mit seinem langen Ohr
Aus dem grauen Nest hervor,

Hüpft mit seinem schnellen Bein
Über Stock und über Stein.

Kommt ihr Kinderchen und schaut
Wie das Nest er hat gebaut

Ei! wie schön von Gras und Heu
Und wie, lind von Moos und Spreu.

Laß doch schauen was im Nest
Liegt so kugelrund und fest,

Eier, blau und grün und scheckig
Eier, roth und gelb und fleckig.

Häslein in dem grünen Wald
Bin dir gut und dank dir halt.

Häslein mit dem langen Ohr
Dank dir tausendmal davor.

Häslein mit dem schnellen Bein
Sollst recht schön bedanket sein.

Nächste Ostern bringt die Mutter
Wieder dir ein gutes Futter,

Daß du möchtest unsertwegen
Wieder so viel Eier legen.

(Güll)

Wiegenlieder

Der Sandmann.

Zwei feine Stieflein hab' ich an.
Mit wunderweichen Söhlchen dran.
Ein Säcklein hab' ich hinten auf.
Husch! komm ich rasch die Trepp' herauf.
Und wenn ich in die Stube tret'.
Die Kinder beten das Abendgebet.
Von meinem Sand zwei Körnlein
Streu' ich in ihre Aeugelein;
Da schlafen sie die ganze Nacht
In Gottes und der Engel Wacht.
Den frommen Kindern soll gar schön
Ein froher Traum vorübergehn.
Nun risch und rasch mit Sack und Stab
Nun wieder jetzt die Trepp' hinab.
Ich kann nicht länger müßig stehn.
Ich muß heut' noch zu Vielen gehn.
Da nicken sie schon und lachen im Traum
Und öffnete doch mein Säcklein kaum!

H. Kletke.
(* 14. März 1813 in Breslau; † 2. Mai 1886 in Berlin)

Eia, popeia, schlaf' balde,

Die Vögelein fliegen im Walde.
Sie fliegen den Wald wohl auf und nieder
Und bringen dem Kinde den Schlaf bald wieder.
Ei Ein. popeia.
(Köhlers Mutterschule)

Thu' zu Guckäuglein. mein Kind.

Denn draußen weht ein arger Wind!
Will nun mein Kind nicht schlafen ein.
So bläst er in dein Bett herein.
Bläst alle Federn dir heraus.
Und endlich gar die Augen aus!
(Lenz Großmutter und Enkel)

Schlaf mein Kindchen, sieben Stund'.

Bis der Vater wiederkommt!
Vater ist in Wald gegangen.
Will dem Kind ein Vögelchen fangen.
(Liederbuch des deutschen Volkes)


Wer hat die schönsten Schäfchen?

Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.

Er kommt am späten Abend,
Wann Alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis und still.

Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner bunten Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.

Sie thun sich nichts zu Leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.

Und soll ich eins dir bringen,
So darfst du niemals schrei'n,
Mußt freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein!
(Hoffmann v. Fallersleben)

So schlaf in Ruh !

Die Zeitlos' und die Tulpe nickt,
Auf daß der Schlaf sie auch erquickt.
Die Äuglein zu!
Mein Kinolein du,
Nun schlaf in Ruh!

So schlaf in Ruh'
Die Lämmlein sind jetzt müd' und satt,
Sie suchen ihre Lagerstatt.
Die Äuglein zu!
Mein Kindlein du,
Nun schlaf in Ruh!

So schlaf in Ruh!
Der Vogel stiegt zum Dornenstrauch:
„Jetzt ist es Nacht, drum schlaf ich auch."
Die Äuglein zu!
Mein Kindlein du,
Nun schlaf in Ruh!

So schlaf in Ruh!
Die Sterne leuchten hell und klar,
Es kommt von dort der Engel Schaar.
Die Äuglein zu! Mein Kindlein du,
Nun schlaf in Ruh!

So schlaf in Ruh!
Es kommt auch einer her und wacht,
Mein Kind, bei dir die ganze Nacht.
Die Äuglein zu!
Mein Kindlein du,
Nun schlaf in Ruh!

So schlaf in Ruh!
Er breitet seine Flügel aus,
Und singt: Gott segne dieses Haus!
Die Äuglein zu!
Mein Kindlein du,
Nun schlaf in Ruh!

(Hoffmann von Fallersleben)

Wann die Vögel mit Gesange
Froh begrüßen Wies und Wald,
Hell von ihrer Stimme Klange
Wald und Wiese wiederhallt;
Auf den Gruß der Vögel springen
Blümlein dann wie aus der Nacht,
Und der Sonne Strahlen bringen
Ihnen Duft und Farbenpracht.

Wann die Vögel mit Gesange
Froh begrüßen Wies' und Wald,
Hell von ihrer Stimme Klange
Wald und Wiese wiederhallt;
Knäblein, wachs in solcher Wonne,
Wie die Blum' an Sonn' und Klang!
Mutteraug' ist deine Sonne,
Mutterstimme dein Gesang.

(Hoffmenn von Fallersleben)

Nun gute Nacht!
Du hast für heut genug gelacht,
Doch hast du auch geweint gar sehr,
Als ob dir Leids geschehen war'.

Das kann nicht sein!
Drum, liebes Kind, schlaf ruhig ein.
Was deiner Mutter widerfuhr,
Das war dein ganzes Leiden nur.

So schlaf denn ein!
Die Wieg' ist deine Welt allein.
Drin Sonn' und Mond nicht untergehn,
Noch Wolken ziehn und Winde wehn.

Das kennst noch nicht,
Und kennst, mein Kind, gar vieles nicht;
Doch weißt genug, wenn Eins du weißt,
Was Vater und was Mutter heißt.

(Hoffmann von Fallersleben)

Alles still in süßer Ruh,
Drum mein Kind, so schlaf auch du!
Draußen säuselt nur der Wind:
Su susu! schlaf ein mein Kind!

Schließ du deine Äugelein,
Laß sie wie zwei Knospen sein!
Morgen wenn die Sonn' erglüht,
Sind sie wie die Blum' erblüht.

Und die Blümlein schau' ich an,
Und die Äuglein küss ich dann:
Und der Mutter Herz vergißt,
Daß es draußen Frühling ist.

(Hoffmann von Fallersleben)

Die liebe Sonne sinket nieder,
Schon säuselt's kühl durch Wald und Feld,
Der Abendstern verkündet wieder
Den süßen Schlaf der müden Welt.

An Halmen, Blättern, Sommerlatten
Wird's still und stiller allgemach,
Und jedes sucht im Dämmerschatten
Ein grünumwölbtes Wetterdach.

Im Blumenkelche will die Biene,
Der Laubfrosch auf dem Blatte ruh'n,
Der Falter an der Balsamine,
Am Rosenzweig das Gotteshuhn.

Du darfst um deine Lagerstätte,
Mein Kind, noch nicht bekümmert sein!
Wenn ich auch keine Wiege hätte,
Auf meinen Armen schliefst du ein.

(Hoffmann von Fallersleben)

Die Ähren nur noch nicken,
Das Haupt ist ihnen schwer,
Die müden Blumen blicken
Nur schüchtern noch umher.

Da kommen Abendwinde,
Still wie die Engelein,
Und wiegen sanft und linde
Die Halm' und Blumen ein.

Und wie die Blumen blicken,
So schüchtern blickst du nun,
Und wie die Ähren nicken,
Will auch dein Hauptlein ruh'n.

Und Abendklänge schwingen
Still wie die Engelein
Sich um die Wieg' und singen
Mein Kind in Schlummer ein.

(Hoffmann von Fallersleben)


Fotos: pixabay

Freitag, 5. April 2013

Sprichwörter krank, Krankheit


  • Besser krank am Leibe als an der Seele. 
  • Wenn man nicht krank, braucht man keine Arznei.
  • Wer gern krank ist, lacht den Arzt aus.
  • Wer krank ist, den ärgert (hindert) die Fliege an der Wand. 
  • Wer nicht krank ist, sehnt sich nicht nach dem Arzte. 
  • Wer nie krank gewesen ist, der weiss nicht, wie einem Kranken zu Sinn ist. ­­
  • Seine Krankheit ist nur eine vorgebliche, er hat gu ten Appetit. 
  • Er ist krank auf der Fressbank. 
  • Er ist krank, die kleinen Happen (Bissen) wollen ihm nicht mehr schmecken. Sein Appetit verlangt grössere. 
  • Er ist krank im Kopf. Ausdruck der Seeleute für betrunken. 
  • Er ist krank mit dem Maul in’n Brotschrank.
  • Er ist krank, weil er glaubt, er müsse alle Stockfische fressen, die da sind. 
  • Er ist so krank, dass ihm nichts im Munde bleibt. Er hat nämlich so 'guten Appetit, dass er es rasch hinunterschlingt.
  • Da der Kranke genas, er Gott vergaß. 
  • Das sind die schlimmsten Kranken, die sich für gesund halten. 
  • Einen Kranken verdrießt alles, der Sonnenschein ist ihm zu dunkel, der Nebel zu hell. 
  • Ein Kranker ärgert sich über den Strohhalm, der in seinem Wege liegt.
  • Den Kranken mangelt nur Eins, den Gesunden fehlt
  • Der Kranke ist ein Thor, der seinen Arzt zum Erben macht
  • Der Kranke ist nicht gescheit (tut übel), der seinen Arzt zum Erben einsetzt. 
  • Der Kranke regiert den Wärter. 
  • Der Kranke spart nichts als die Schuhe. ­­
  • Es sind die schlimmsten Kranken, die nicht gesund werden wollen.

Sprüche bekannter Personen - Teil 4


Wer sich entschuldigt, eh man klaget,
Der giebt sich selbst zum Thäter an.
Lichtwehr

Gold giebt das Glück und giebt es auch dem Thoren,
Die Weisheit lehrt, auch schimmernd Gold verschmähn,
Und frohlich seyn, wenn, die das Glück erkoren,
Sich unvergnügt in seinem Schoße blähn.
Das wahre Glück  ist nicht, was Thoren meinen;
Sey in der That, was tausend andre scheinen.
Uz

O wie richtet sich der innere Mensch unter den Stürmen auf,
und wie leicht wird das Herz.
Jean Paul

Glückselig ist, der Gott seine Tage weiht
Sich selbst gebietet, still, ohne Wünsche lebt;
Im Glück, im Unfall gleich gesinnt,
Trägt er im irdischen Haus den Engel.
Lichtwehr

Die Freud' entflieht berauschten Tagen
Mtt weggewandtem Angesicht;
Sie fliehet, weil wir nach ihr jagen,
Der Thor erlegt sie, fühlt sie nicht.
Sie liebt die stillen Seelenlagen,
Hebt Wehmuth selbst zu sich hinauf.
Und sucht uns in bewölkten Tagen
In unserm eignen Herzen auf.
Sie kommt, so leise wie der Schlummer,
Sie kommt im rosigen Geleit
Der Hoffnung, die auf unsern Kummer
Den Frieden ihrer Zukunft streut.
Tiedge

Rosen sind Freuden des Augenblicks;
Auch des Augenblicks Freuden verschmähet der Weisere nicht;
Pflückt und geniesst bescheiden, eingedenk
Seiner eigenen ach! so verwelklichen Rosen natur!
Karoline Rudolphi.

Der Tugend Preis ist Ruhe der Gemüther,
Und ein gesichert Herz, das keinen Richter! scheut;
Groß ohne Neid, reich ohne Erdengüter;
Von einer Lust erfüllt, die nie ein Schmerz bereut.
Wird stets in die Geduld ihr Weh sie still begraben,
Zu fürchten nichts, zu hoffen alles haben.
Rost.

Dich, Freundschaft! dich der Menschheit Ehre!
Dich fühlen auch der Engel Chöre;
Sie, deren Herz kein Neid verengt;
Dort herrschest du, dort kränkt dich keiner,
Hier hindert kaum zuweilen einer.
Daß Selbstsucht dich nicht ganz verdrängt.
I. A. Schlegel.

Gar freundliche Gesellschaft leistet uns
Ein ferner Freund , wenn wir ihn glücklich wissen.
Ach, in der Ferne zeigt sich alles reiner,
Was in der Gegenwart uns nur verwirrt!
Vielleicht wirst du erkennen, welche Liebe
Dich überall umgab, und welchen Werth
Die Treue wahrer Freunde hat, und wie
Die weite Welt die Nächsten nicht ersetzt.
v. Goethe

Der Weltmann steigt empor und der Pedant bleibt sitzen:
Die Sitten können mehr als die Gelehrtheit nützen.
Lichtwehr

Die Tugend ist des Lebens werth zu achten;
Vollendung ist ihr Kranz, Unsterblichkeit ihr Ziel.
Rost.

Von all' dem rauschenden Geleite,
Wer harrte liebend bei mir aus?
Wer steht mir tröstend noch zur Seite
Und folgt mir bis zum finstern Haus?
Du, die du alle Wunden heilest.
Der Freundschaft leise zarte Hand,
Des Lebens Bürden liebend heilest,
Du, die ich frühe sucht' und fand.
v. Schiller.

So war der Mensch zu allen Zeiten,
So ist er jung, so bleibt er alt:
Heiß ist er gegen Kleinigkeiten
Und gegen große Dinge kalt.
Lichtwehr

Der Mensch war immer Mensch , voll Unvollkommenheit,
Durch Tugend soll er sich aus dunkler Niedrigkeit
Zu einem höhern Glanz erheben,
Unsterblich seyn nach einem kurzen Leben.
Uz

Nie auf Felsengrund gestellt
Sind die Leiden dieser Welt,
Denn sie wechseln mit den Freuden.
Unzer geb. Ziegler

Donnerstag, 4. April 2013

April Gedichte


April! April!

April! April!
Mag er tun, was er will!

Um ein Weilchen
Da blüh'n schon die Primeln und Veilchen!

Sprüche. Spruchgedicht von Johann Meyer

April

Still von unsichtbarer Hand
Seh die Welt ich schmücken,
Und es wandelt übers Land
Ruhiges Beglücken.

Unsre alte Erde weit
Sank in frommes Sinnen,
Ahnend einer neuen Zeit
Reimendes Beginnen.

Bald ist alles in der Rund
Werdens voll und Galtens,
Jede Scholle wird zum Grund
Drängenden Gestaltens.

Reichtum seh ich jeden Platz
Aus der Tiefe heben,
Schenkend zeigt versenkten Schatz
Jedes Stückchen Leben.

Ferdinand Ernst Albert Avenarius Johann Meyer

April

Laut flötet der Wind durch den Haselnußstrauch,
Schneeflocken durchwirbeln den Hain,
Bald Hagel, bald Regen und eisiger Hauch,
Bald lachendster Lenzsonnenschein.
Ich weiß ja, daß kurz dieser Sonnenblick dauert,
Daß Hagel und Regen und Schneefall schon lauert
Und Nordwinds erstarrendes Wehn,
Und dennoch mich freudige Hoffnung durchschauert,
Es ist ja so schön, ja so frühlingshaft schön.

Erfrieren auch die Veilchen, die gestern erblüht,
Verstummt auch der Fink in dem Wald -
So lieb ich, April dich, in meinem Gemüt
Ist's auch heute warm, morgen kalt.
Auch dich hatt' ich lieb, die so oft mich belogen,
So oft mich mit Lachen und Weinen betrogen,
Dich Mädel, trotz Falschheit und Lug,
Ja, Zauberkraft war's, die zu dir mich gezogen,
Ja Trug, doch berauschender, seliger Trug.

Schon lange ist's her, schon manch langes Jahr,
Hab' immer gern deiner gedacht,
Du rosige Wange, du goldhelles Haar,
Du Auge, voll tiefblauer Pracht,
Ihr Lippen, wie konntet ihr lachen und schmollen,
Ihr Augen, wie konntet ihr strahlen und grollen,
Bald Höllenpein spenden und bald Paradies,
Was half mir mein besseres Wissen und Wollen,
Ja Lüge und Trug war's, doch süß, ach so süß.

Ich weine den Blumen des Herzens nicht nach,
Schon morgen erblüht neues Glück,
Und wenn auch der Nordwind die Lenzblüten brach,
Ein Jahr und sie kehren zurück.
Ja Hagel und Regen und Sonne und Schneien,
Und Wechsel von Trauer, von Lust und Bereuen,
Bald jauchzend, bald düster und still,
Die Lust nicht verachten, die Schmerzen nicht scheuen,
Ich lieb euch, falsch Mädchen und falscher April.

Hermann Löns, 1887

Witterungsbeobachtungen an Menschen und Tieren

Witterungs -Beobachtungen an Menschen und Thieren.

Zeichen des üblen Wetters.

1. Wenn dem Menschen alte Leibschäde» oder Wunden, auch Leichdorne (Hühneraugen) empfindlicher oder beschwerlicher als sonst werden; wenn zeitweilig eintretende Schmerzen und Reißen in verschiedenen Körpertheilen vor der gewöhnlichen Zeit oder heftiger als sonst eintreten, Nb. ohne etwa Vorboten einer besonderen Krankheit zu seyn; wenn bey einigen die Haut an den Händen und Füßen entweder ungewöhnlich trocken, oder aber eben so ungewöhnlich am Ballen und der Sole naß werden; bey anderen gleicherweise die Lippen (Lefzen) aufspringen; wenn ein gesunder Mensch träg, verdrossen, und an allen Gliedern wie abgeschlagen, besonders aber im Kopf  und Humor unlustig, verdrießlich wird, so folgt gewöhnlich darauf ein Donnerwetter, oder doch eine regnerische unfreundliche Luft.

2. Viel Regen wird angezeigt, wenn die Schafe viel springen, und einander mit den Köpfen stoßen; sich früh auf die Weide machen, unb im Heimgehen vom Gras fressen nicht abtreiben lassen wollen; wenn die Eseln schrepen, sie und die Mauleseln Köpfe und Ohren ungewöhnlich schütteln und spitzen, oder von Fliegen stark geplagt werden; wenn die Schweine spielen, und ihr Futter zerstreuen; wenn das Vieh auf der Weide unruhig wird, und sich schnell über Büsche und Hecken begeben will, junge Kühe und eingespannte Ochsen Nase und Köpfe hoch halten, Luft einziehen, ihre Schnauzen belecken; wenn die Hunde Gras fressen, die Katzen ihren Kopf mit den vorderen Pfotten besonders an den Ohren kraßen, sich auch am Leibe viel belecken; wenn ordentlich genährt werdende Ziegen (Geiße) sehr begierig fressen, und sich vom Futter auch mit Schlägen nicht abhalten lassen. Als besonderer Vorbot eines Donnerwetters ist unter diesen Thieren anzusehen, wenn sie auf der Weide mit aufgehobenen Schweifen stark springen; wenn sie sehr ausdünsten und schwitzen, mit den Hörnern in die Erde graben, dann gleich wieder den Kopf gegen Mitternacht wenden, ihre Füße lecken, brüllend dem Stall zueilen; wenn junge Kühe wie rasend unter die Pferde oder anderes großes Vieh laufen; die Hunde das gefressene Gras wieder speyen, die Erde kratzen, heulen, oder ihnen der Bauch murrt und rauscht wie Wasser.

3. Fernere Zeichen des Regens unter den Thieren sind, wenn sich die Hirsche öfters bekämpfen und stoßen; wenn Wölfe und Füchse heulen und bellen, sich auch den Dörfern und Häusern nahen; wenn sich Hasen dahin verkriechen, wo es nicht leicht auf sie regnen kann, oder vom langen Gras auf öde trockne Plätze gehen; wenn der Igel an seinem Neste die Löcher zustopft; wenn das Wild, besonders die Kaninchen (Konigelhasen) stärker als gewöhnlich fressen. — Was im Sommer Regen anzeigt, dies deutet mitunter auch öfters auf Donnerwetter, welches damals meistens mit Regen begleitet ist. Ein Gleiches pflegt also auch weiterhin einzutreten, wenn der Maulwurf mehr Erde, oder höher als sonst aufwirft, oder aber bey nachlassendem Sturm wieder sein Loch verlässt; oder wenn man die Schafe mit Gewalt weiterbringen muß, welche jedoch bey bevorstehender Aenderung gleich wieder auf Berge und Anhöhen laufen und Erlustigung zeigen.

4. Tritt der Hirsch langsam in die Brunst, so deutet das auf einen sich ebenfalls langsam einstellenden Winter. Ist es auf Lichtmeß schön und hell, so bleibt der Dachs in seinem Loch, weil noch Winterkälte nachkömmt; ist aber das Wetter ungestüm, so kriecht er hervor,  und fürchtet keine Kälte mehr.
— Darüber ist nur so viel zu sagen , daß die Thiere überhaupt deutlichere Vor- empfindungen als die Menschen haben. Die Ursache gehört auf ein anderes Blatt. 

5. Schlechtes Wetter ist im Anzug wenn die Hahnen zur ungewöhnlichen Zeit krähen, desgleichen wenn die Hühner mit Schnäbeln und Klauen ihre Federn stets streichen, und traurig herumgehen; wenn die Turteltauben zur ungewöhnlichen Zeit mit veränderter Stimme kurren.

6. Langer Regen und starke Winde stehen bevor, wenn die alten Hühner zu Anfang des Regens nicht bald unter das Dach laufen; wenn dagegen die Gluckhennen mit ihren Kücklein (Jungen) des Morgens ungerne hervorgehen; wenn sich die übrigen Hühner haufenweise verkriechen, die Gänse schnattern, mit Geschrey zum Futter gehen; wenn die Tauben wider ihre Gewohnheit entweder spät nach Haus kehren, oder aber zuweilen auch haufenweise nach den Taubenschlägen fliegen; wenn die Pfauen und Eulen des Nachts laut und oft schreyen: thun aber das die leßteren während des Regens, so folgt schönes Wetter. Zeichen vielen Regens oder auch Windes unter den Thieren sind noch

7. Wenn Kraniche, Geyer und andere Raubvögel bey schönem Wetter viel schreien, oder in der Luft rund herum flattern; wenn die wilden Gänse ihre Flugordnung ändern, still fortziehen, die Kraniche in tiefe Thäler kommen, die Raben sich mit den Flügeln an die Bäume hängen, am Ufer des Wassers umher laufen, besonders wenn auch die Krähen mit Geschrey das Nämliche thun, und ihre Köpfe im Fliegen aufrecht halten; wenn die Dohlen einsam auf den Häusern sitzen, dabey viel mit den Flügeln flattern, sich mit dem Schnabel auf der Haut viel zu schaffen geben, und des Morgens sehr schreyen; wenn das Wassergeflügel sich mehr als sonst badet und untertaucht; wenn die Schwalben sehr niedrig über Wasser und Erde fliegen, der Reiger (Reiher?) sein Wasser mit Lärm verläßt, oder hoch fliegt; der Grünspecht viel knarrt, der Zaunkönig dagegen lustig fliegt, und singt; wenn die Spatzen sich stark hören lassen , dabey aber doch faul und traurig werden, die Finken schon vor Sonnenaufgang schreyen, das Rothkröpflein sich in hohle Bäume, ödes Gemäuer und Häuser versteckt, und die Brutvögel ihren Nestern zueilen; wenn sich die Meerschweine oft sehen und hören lassen, auch oben im Wasser viel blasen und spielen; wenn die Fische bey noch hellem Wetter viele Bewegung im Wasser machen, und darin hoch schwimmen, auch mit dem Rücken zuweilen über das Wasser kommen; wenn die Alen viel ans Land kommen, und sich an Steine hängen; wenn die Kröten häufiger hervorkommen, die Frösche ungewöhnlich des Morgens, und die Laubfrösche Nachts quäcken; wenn Muscheln sich außer dem Wasser an Steine fest machen, die Krebsen kleine Steine in die Scheeren fassen, sich mit Sand decken, oder aus ihrem gewöhnlichen Wasser kriechen ; wenn die Regenwürmer häufig aus der Erde, und die Kellerwürmer viel an den Wänden kriechen; wenn die Bienen entweder nicht aus ihren Stöcken wollen, oder bald wieder umkehren, und kleine Sandkörner anfassen, um sich in der Luft zu schweren und zu erhalten; wenn Bremsen, Fliegen und Flöhe sehr stehen, oder den Leuten viel ins Gesicht kommen; wenn die Spinnen aus den Wandrissen hervorkommen, und nicht wie bypm kommenden schönen Wetter in der Luft auf dem Grase und an Bäumen weben, sondern viel ausser ihrem Gewebe müßig herumkriechen.
— Eine besondere Aufmerksamkeit verdienet die Kreuzspinne, welche entgegen bey androhendem schlechtem Wetter ihr Loch nicht verläßt, und mit dem Vordertheil darin steckt, im entgegengesetzten Fall aber mit dem Hintertheil, mitunter auch viel herauskriecht und spinnt. tWeitere Zeichen des Regens und Windes sind endlich, wenn die Ameisen gleichsam in die Wette laufen, ihre Eier verwirrt aus dem Haufen und wieder hinein tragen, um sie an einen sicheren, trocknen Ort zu bringen, dann aber ihre Arbeit stehen lassen, und sich unter die Erde verstecken; wenn das fliegende kleine Ungeziefer wegen überhäufter Luftdünste, oder oberen starken Luftbewegung nicht in die Höhe steigt, sondern sich an windstillen tiefen Orten sammelt.


Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft Joseph Arnold Ritter von Lewenau aus dem Jahre 1823

Mittwoch, 3. April 2013

Bauernregeln nach der Witterung


1. Wenn der Neujahrstag Morgenroth hat soll der Sommer viel Gewitter haben.

2. Auf einen gelinden Jäner folgt ein rauher Frühling und Sommer.

3. Wenn sich der Dachs zu Lichtmeß sonnt, so gehet er wieder auf vier Wochen in sein Loch.

4. Wie es die Nacht vor Mathias wittert, dergleichen Wettert folgt 14 Tage lang.

5. Warmer Hornung, kalter Frühling.

6. So viele Nebeln im März, so viele Güsse in 100 Tagen.

7. So viele Thaue im März, so viele Reife nach Ostern, und Nebeln im August.

8. Wie Maria ins Gebirg gehet, so kömmt sie wieder zurück.

9. Wie der Hirsch in die Brunst gehet, so gehet er wieder daraus.

10. Auf einen hellen Herbst folgt ein windiger Winter.

11. Wenn die Gans um Martini auf Eis tritt, so tritt sie auf Weihnachten in Koth.

Bauernregeln mit Bemerkungen - Oktober

Noch andere Bauernregeln mit ihren Berichtigungen. 


Für den Monat Oktober. 

1. So viele Tage vom ersten Schnee bis zum nächsten Neumond sind, eben so oft wird diesen Winter der Schnee aufgehen.
— Ist weder richtig noch nützlich.

2. Am wievieltesten Tag dieses Monats der Schnee fällt, so viel mal soll es im Winter schneyen
— Ist auch nicht mehr werth. Anno 1788 fiel im ganzen Oktober kein Schnee, es hat aber doch nachher viel geschneeiet.

3. Je länger der Schnee im Oktober liegen bleibt, desto länger dauert der Winter hinaus.
— Dieß laßt sich besser hören ; denn ist schon um diese Zeit die Luft voll kalter Bestandtheile, wo sollen die wärmeren Theile bey noch schrägerem Stand der Sonne herkommen.

4. Donnerts im Oktober, wenn Sonne und Mond im Skorpion stehen, so erfolgt Hunger
— Ist weiter nichts, als ein elendiger Aberglaube; ein Wahn ohne Grund.

5. Kömmt Regen vor dem Untergang des Siebengestirns (Gluckhenne), so folgt ein gutes Jahr, kömmt er mit dem Untergang, so folgt ein mittelmäßiges, kömmt er nach dem Untergang, ein unfruchtbares.
— Man beobachte lieber statt solcher eitler Hirngespinste die Regeln der Herbstsaat richtig, so wird man meistens glücklich seyn. Das Wetter thut dem Bauer überhaupt viel weniger, als seine verkehrte, oder nachlässige Wirthschaft.

6. Heftige, starke Winde schaden dem Wein
— Ja, wenn sie die Weinstöcke zerreissen, die Trauben beschädigen und austrocknen, welches beym Obst ebenso der Fall ist.

7. Wenn das von den Bäumen abfallende Laub nahe bey denselben liegen bleibt, folgt ein fruchtbares Jahr.
— Dieß gibt es in so ferne zu hoffen, als es das Ausbleiben der schädlichen Oktoberwinde bezeugt.

8. Wenn das Laub in diesem Monat nicht gerne abfällt, so gibt es im folgenden Frühjahr viel Raupen und anderes Ungeziefer.
 — Die Ursache suche man im warmen Herbst, wo sich dieses Ungeziefer mehr anspinnen und vernichten kann.

9. Hat man nicht Heu genug für das Schafvieh, so sammle man in diesem Monat noch Eicheln - Birken- und  Erlenlaub.
 — Wird gut gethan seyn.

10. Bey Nebeln und Reif soll das Vieh weder zu früh noch nüchtern ausgetrieben wer den.
— Ja wohl, und wenn es zuvor -nur ein Maul voll Stroh zu fressen bekommt, so ist es schon besser, wegen Vernachlässigung dieser schönen Bauernregel wird leider vieles Vieh einem frühen Tod auf den weiden geopfert. Die Ursache bestehet in den groben, härben, nach Umstanden auch giftartigen Dunstien der Erde bey Nacht- und früher Morgenluft, besonders im Frühjahr und Herbst, welche, indem sie diese ungesunden Mischungen überall hin verbreitet, so lang in solchem Zustande verbleibt, bis die aufgegangene Sonne im Stand ist, diese Dünste theils zu zerstreuen, theils zu mildern, oder nach chemischen Ausdruck zu duleificiren (versüßen.)

11. Viele Eicheln und Buchein verkünden einen harten Winter.
— Dieß bestätiget die Erfahrung nicht als ganz richtig und verläßlich. Das Jahr 1788 hatte fast gar keine solche Mästung; doch war der Winter hart. Auch von anderen Jahren weiß man ein Gleiches.

Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft Joseph Arnold Ritter von Lewenau, 1823

Dienstag, 2. April 2013

Bauernregeln nach gewissen Naturerscheinungen

1.So lang die Lerche vor Lechtmeß singt, so lang schweigt sie nach Lichtmeß.
2. Wenn im März der Kuckuck viel schreyt, die Störche viel klappern, und die wilden Enten sich stark sehen lassen, so folgt ein warmer Frühling.
3. So oft der Frosch vor Georgi schreyt, so viele Nächte schweigt er nachher.
4. Wenn ein Regenbogen erscheinet, so ist es regnerisch drey Tage lang.
5. Viele Schlegen bedeuten einen kalten Minier.
6. Wenn im November und Dezember die Zaunkönige nahe an die Häuser fliegen, folgt Kälte.
7. Wenn der Hirsch spät in die Brunst gehet, folgt ein kalter Winter.
8. Wenn die Vögel vor Michaeli nicht wegziehen, folgt vor Weihnachten kein harter Winter.
9. Wenn der erste Schnee lang bleibt, soll auch der Winter lang dauern.
10. Wenn die Kraniche und wilden Gänse wegfliegen, bleibt der Winter nicht lange aus.
11.Wie die Kirschen blühen, so blühen auch Roggen und Waiz.
12. Wenn die Blüthen wie Schneeflocken abfallen, so haben die Bäume wohl verblüth.
13. Wenn sich ein Rabe um Georgi im Roggen verbergen kann, so folgt ein gutes Getreidjahr.
14. Theure Krautpflanzen, wohlfeiles Kraut.
15. Wenn die Eicheln um Johanni kurz in den Hüllen stecken so gerathen sie wohl.
16. Vor Jakobi ein Kräutlein, nach Jakobi ein Kraut.
17. Wenn der Weißdorn blüht, soll man die Gersie säen.
18. Wenn der Weißdorn blüht, soll auch der Lein gesäet werden.
19. Wenns um Bartholomäi reift, ist die späte Winterszeit die beste.
20. Zu Paul bekehr, Gans, gib dein Ey her.
21. Zu Lichtmeß soll der Bauer seine Fütterung noch halb haben.
22. Den Haber soll man einkleiben, die Gerste aber einstauben.
23. Märzfärklein und Märzfollen alle Bauern haben wollen.
24. Die Bienenschwärme vor Johanni sind die besten.
25. Mit alten Kühen und jungen Hennen soll man sein Gut gewinnen.

Bauernregeln nach der Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit

1. Wenn die Fastnacht (Faschingszeit) schön ist, hofft man ein gutes Jahr.
2. Wenns nach der Fastnacht lange Eis zapfen gibt, so wird der Flachs lang.
3. Trockner März, nasser April, ist der Bauern Will.
4. Der May kühl und naß füllt Scheun ein und Faß.
3. Märzensiaub ist über Gold und Silber.
 6. Märzenschnee thut dem Korn weh.
7. Märzengrün, und Blüthen im April geben an Früchten nicht viel.
8. Des Mayen Abendthau macht grünend Gras und Au.
9. Ein klarer Himmelfahrtstag bedeutet Regen und fruchtbares Jahr.
10. Nasse Pfingsten bringen fette Weihnachten.
11. Regen an St. Veit bekömmt der Gerste nicht wohl.
l2. Vor Johannis Tag soll man keine Gerste loben
l3. Früher Donner, später Mangel.

Anmerkungen zu den allgemeinen Bauernregeln.

Wenn das Alrerthum allein etwas ehrwürdig machen könnte, so wäre es wohl der größere Theil dieser Bauernregeln. In dessen kömmt auch bey den darüber auffallenden einzelnen Beanständigungen vieles auf die Umstände an. Wenn bedacht wird, daß es bey Entstehung der meisten dieser Bauernregeln noch keine astronomische Kalender wie jetzt gab; daß also die Bauern zu ihren Beobachtungen bloß den Kirchenkalender benutzen konnten, welcher sie nur nach den Kirchenfeyertagen über die Zeit belehrte, in der sie sich damals befanden; so wird man einsehen, daß man sich nicht gerade an die benannten Tage, sondern eigentlich an die dadurch gemeinte Jahreszeit zu halten habe.

So zum Beyspiel ist der Ausdruck, wenn es zu Jakobi regnet, wohl nur dahin zu verstehen, wenn um die Zeit, da die Früchte zum Schnitt reifen, regnerische Witterung einfällt. Andurch wird mancher Anstoß wegfallen; und viel Nützliches der Bauernregeln aufrecht bestehen können.

Eine zweyte Anmerkung über die Bauernregeln ist folgende. Der alte Bauernkalender war mit jedem der verflossenen Jahrhunderte verhältnismäßig weiter von dem Kalender der Natur entfernt, und die allmähliche Milderung unseres Klima durch Austrocknung der Sümpfe, Ableitung der stehenden Wässer, Verminderung des Wälderstandes und eine mehrere Bearbeitung des Bodens haben eigentlich erst den neuen Kalender gegründet. Von dar um ist auch unter diesen Bauernregeln ein Unterschied zu machen, welcher hauptsächlich in der Anerkennung der unnützen, falschen und nützlichen bestehet. —

Unnütz sind die, welche keinen abzusehenden Einfluß auf Anwendung haben. Ob wir die Regel wissen, Bartholomä macht die Stube zu, das gilt gleich: man wird schon zuschließen, wenn es kalt ist. Was soll ferner die Morgenröthe des Neuenjahrstags auf den Sommer wirken? —

Falsch und unbrauchbar sind jene, die entweder Aberglauben verrathen, oder bestimmt schlecht aus übereinkommenden neuen Erfahrungen auf die Landwirthschaft wirken. —

Nützlich sind die Bauernregeln, welche aus einer langen Erfahrung als ihrer Quelle den Landmann so Manches, das er bey seiner Wirthschaft, um Schaden zu verhüten, oder besser daran zu seyn, beobachten, thun oder lassen soll, wohlthätig erinnern. Daß nun aber eine Menge solcher Beobachtungen und Zeitbenützungen, worauf nicht selten beym Naturgange alles ankömmt, im Ausschlagen der Bäume, in der Blüthe so mancher sich selbst überlassener Gewächse, und im Naturtrieb ein so anderer Thiere liegen, dieß wird sich nicht widersprechen lassen; ja es verdienten vielmehr derley Fingerzeige der Natur genauer aufgesammelt zu werden; da doch vieles von ihnen abhängt. Denn wir irren ja im Betriebe der Ökonomie auch mit unseren best gemeinten Vernunftschlüssen nur all zu oft gegen diese Fingerzeige, die das eigentliche Wahre für Gedeihen und Fruchtbarkeit enthalten.

Wenn zum Beyspiel darüber gelacht wird, daß es Gegenden gibt, wo man die Kohlpflanzen zur Fastnacht säet, und sich nichts daraus macht, dazu den Schnee wegzuräumen, auch das gefrorne Erdreich mit der Schaufel oder Hacke auf zuhauen: so wird sich dieses Lachen wohl in etwas anderes verkehren, wenn uns die so handelnden Landleute dabey versichern, daß sie aus einer kalten Lage junger Pflanzen die schönsten derselben erhalten; weil sie sich da vor dem Entstehen der Erdflöhe und anderen Ungeziefers ruhig ausbilden können.

So stehet es nun mehr oder minder zutreffend mit den übrigen Bauernregeln solcher Art, mit der Fruchtbarkeit bey trocknem März und nassem April, mit dem Schaden der Nässe bey Ausgang des Winters, und dem Nutzen vor Eingang desselben, mit einem früheren Winter beym Schreyen der Frösche vor Georgi, mit der Beschaffenheit mancher Bäume, oder dem Naturtrieb mancher Thiere, als Anzeigern aus gewissen, freylich wohl in ihrer Zeitlänge nicht genau zu bestimmenden, aber doch gewiß bestehenden Vorempfindungen des kommenden Wetters.

Hier haben also die Beobachter wahrlich noch ein weites Feld zur Beförderung des allgemeinen Besten vor sich. Nur geläuterte, hinlängliche Erfahrungen und ein eben so einverständliches als mehrseitiges Zusammenstreben, wie denn auch die dazu unverschiebliche Benutzung der Gegenwart, statt einer eitlen Berechnung auf künftige Generationen, werden dieses wichtige Gute bewirken können.

Diese Anmerkungen und die vorherigen allgemeinen Bauernregeln stammen aus einem Buch aus dem Jahre 1823. Die Schreib- und Ausdrucksweise wurde beibehalten. In diesem Buch wird schon darauf hingewiesen, dass die Bauernregeln noch wesentlich älter sind und daher noch nicht die Erfahrungen zur Zeit der Veröffentlichung des Buches berücksichtigen.

Im jetzigen 21. Jahrhundert sind die Erfahrungen viel weiter fortgeschritten und Vorhersagen daher wesentlich einfacher und zutreffender.

Trotzdem sind einige der Bauernregeln auch heute noch interessant, da sie häufig bestimmte Dinge in der Natur miteinander verbinden. Es zeigt, dass die Menschen in der damaligen Zeit viel mehr mit der Natur gelebt haben. Sie waren auf die Hilfe der Tiere, der verschiedenen Pflanzen, Witterungen und Zeichen der Natur angewiesen. Deshalb sollten solche Regeln in der heutigen Zeit nicht nur ins Lächerliche gezogen werden, sondern man sollte ihnen die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdient haben.

Bauernregeln nach gewissen Tagen

1. Wenn der Tag fängt an zu langen, kömmt die Kälte gegangen.
2. Paul bekehr, kömmt der Storch her.
3. Mathias bricht Eis. Hat er keins, so macht er eins.
4. Bartholomä macht die Stube zu.
5. Allerheiligen schön, bringt noch einen Sommer.
6. Auf Peters Stuhlfeuer säe man die frühe Gerste.
7. Auf Benedikt säe man Erbsen, Linsen und Bohnen.
8. In der Charwoche säe man den Sommerwiz.
9. Am Gründonnerstag säe man Erbsen.
10. An Bartholomä hilft kein Ackern mehr.
11. 8 Tage vor und nach Michaeli ist die beste Wintersaat.

Bauernregeln mit Erklärungen - Teil 2

22. Wenn es im Oktober und November viel Schnee gibt, so ist im nächsten Jäner

und Hornung gelindes, laulichtes Wetter zu erwarten.

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Anmerkung. Hier ist dagegen auf der, so beständigen Abwechslungen unterworfenen Erde der umgekehrte Fall. Auch hier nimmt der herannahende kürzeste Tag einen merklichen Einfluß auf den Winter.

23. Wenn Tafelwelk und Wände zu Anfang Winters trockner als gewöhnlich sind, oder die Traufe von den Dächern damals langsamer abfliesst, so ist es das Zeichen eines kalten und harten Winters.

Anmerkung. Nord- und Nordostwinde verursachen das; indem sie mit mehr Schnelligkeit und Federkraft als von anderen Gegenden erfüllet sind. Bey diesen Winden und einer solchen Beschaffenheit der Luft sind also natürlich auch die Regen seltener; daher tropfen die Dächer und Wände weniger, weil sie in diesem Stand der Trockne fähig sind, mehrere Feuchtigkeit in sich aufzunehmen.

24. Auf einen feuchten und kühlen Sommer folgt meistens ein harter Winter.

Anmerkung. Die vermuthliche Ursache ist schon gesagt worden.

25. Ein trockner Sommer und Herbst verkünden einen sanft, ohne viel Frost her- beykommenden Winter.

Anmerkung. Und zwar aus der umgekehrten Ursache. Bey den steten Veränderungen in der Natur, welche wir aber, ohne sie immer gleich genau und richtig aufzufassen, dennoch für beständig in ihrer Ordnung erkennen müssen, läßt sich aus dem Vorerwähnten einsehen, warum auf lang anhaltene Trockne eine weiche und feuchte Luft zu erwarten ist.

26. Ein gelinder, von starken Frösten befreyter Winter bedeutet einen heißen trocknen Sommer.

Anmerkung. Darüber muß zwar das Meiste die Erfahrung nach der örtlichen kage und den Umgebungen entscheiden: eEs ist aber anbey doch natürlich, daß viele Winter- und Frühjahrs - Feuchtigkeit, die kein Schnee oder Frost zerstöret hat, im Sommer häufige Gewitter, Winde und Regen , also nicht lauter Trockne erzeugen.

27. Zug - und Streichvögel richten sich nach der Beschaffenheit des Wetters. Wenn sich der Kuckuck zeitlich sehen läßt, so folgt gerne ein heißer Sommer.

Anmerkung. Wie weit das Vorgefühl des Wetters bey den Thieren reicht, ist wohl nicht zu bestimmen; weil man aus Beobachtungen weiß , daß sie sich auch öfters darüber betrogen haben: indessen schreibt die Erfahrung mehreren darunter ganz richtige, und auch weit gehende Anzeigen zu. Vollkommenheit ist hier so wenig als irgend anderswo auf der Welt zu verlangen.

28. Ein heiterer Herbst zieht einen windigen Winter, ein windiger Winter ein regnerisches Frühjahr, ein regnerisches Frühjahr einen heiteren Sommer, ein heiterer Sommer, einen windigen Herbst nach sich.

Anmerkung. Durch diese Erfahrungen wird das oben Gejagte bestätigt.

29. Wenn es sehr viele Eicheln gibt, so stellt sich ein langer und harter Winter ein.

Anmerkung. Nicht die Eicheln selbst, sondern die zu ihrem Gedeihen erforderliche Witterung läßt das erwarten.

30. Wenn das Ginster- oder Pfriemkraut voll Blüthen ist, so pflegt ein gutes Jahr zu folgen.

Anmerkung.  Was diesem Gewächs bey der Blüthezeit zuträglich ist, das genießen andere Feldgewächse mit, und gerathen daher wohl.

31 . Das Getreide pflegt ergiebig zu werden, wenn die Mandelbäume viele Früchte tragen.

Anmerkung. Aus gleicher Ursache wie ad 30.

32. Die Erfahrungen der alten Teutschen haben bey ihnen die nachstehenden Knittelverse erzeugt.

  • Wenn das Gras wächst im Januar,
    So wächst es desto schlimmer durchs ganze Jahr. 
  • So manchen kränkt minder seine Liebste auf der Bahr,
    Als schönes Wetter im Februar. 
  • Wenn der April bläst in sein Horn
    So ist es gut für Zeu und Korn. 
  • Eine Aprillenfluth
    Führt den Frosch weg mit seiner Brut. 
  • Maymonat kühl und windig,
    Macht die Scheuern voll und pfündig. 
  • Ein Schwann Bienen im May
    Ist so viel werth als ein Fuder Heu; 
  • Aber ein Schwarm im July
    Belohnt nicht einmal die Müh. 

Anmerkung. Man wird sich aus dem Bisherigen leicht bescheiden können, daß diese schlechte Poesie viel Wahres und Zutrauliches im Zusammenhang der Natur enthält. So nämlich reinigen Stürme und Ueberschwemmungen im April die Luft und die Felder von viel schädlichem Ungeziefer. Frühe Bienenschwärme im May tragen zugleich ihre Nahrung völlig ein, und können viel leisten; allzu späte Schwärme liefern oft kaum ihr nöthiges Futter, und die Ursache dessen liegt im schlechten Frühlings -Wetter, das begreiflich auch dem Bienenbau schädlich ist.

Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft, Joseph Arnold Ritter von Lewenau aus dem Jahr 1823

Auf ein Ei geschrieben - Eduard Möricke

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Auf ein Ei geschrieben

Ostern ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich tät’s gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.

Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen,
Wohl die Henne? wohl das Ei?

Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward ein Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat’s der Has gebracht.

(Eduard Mörike)