Mittwoch, 3. April 2013

Bauernregeln mit Bemerkungen - Oktober

Noch andere Bauernregeln mit ihren Berichtigungen. 


Für den Monat Oktober. 

1. So viele Tage vom ersten Schnee bis zum nächsten Neumond sind, eben so oft wird diesen Winter der Schnee aufgehen.
— Ist weder richtig noch nützlich.

2. Am wievieltesten Tag dieses Monats der Schnee fällt, so viel mal soll es im Winter schneyen
— Ist auch nicht mehr werth. Anno 1788 fiel im ganzen Oktober kein Schnee, es hat aber doch nachher viel geschneeiet.

3. Je länger der Schnee im Oktober liegen bleibt, desto länger dauert der Winter hinaus.
— Dieß laßt sich besser hören ; denn ist schon um diese Zeit die Luft voll kalter Bestandtheile, wo sollen die wärmeren Theile bey noch schrägerem Stand der Sonne herkommen.

4. Donnerts im Oktober, wenn Sonne und Mond im Skorpion stehen, so erfolgt Hunger
— Ist weiter nichts, als ein elendiger Aberglaube; ein Wahn ohne Grund.

5. Kömmt Regen vor dem Untergang des Siebengestirns (Gluckhenne), so folgt ein gutes Jahr, kömmt er mit dem Untergang, so folgt ein mittelmäßiges, kömmt er nach dem Untergang, ein unfruchtbares.
— Man beobachte lieber statt solcher eitler Hirngespinste die Regeln der Herbstsaat richtig, so wird man meistens glücklich seyn. Das Wetter thut dem Bauer überhaupt viel weniger, als seine verkehrte, oder nachlässige Wirthschaft.

6. Heftige, starke Winde schaden dem Wein
— Ja, wenn sie die Weinstöcke zerreissen, die Trauben beschädigen und austrocknen, welches beym Obst ebenso der Fall ist.

7. Wenn das von den Bäumen abfallende Laub nahe bey denselben liegen bleibt, folgt ein fruchtbares Jahr.
— Dieß gibt es in so ferne zu hoffen, als es das Ausbleiben der schädlichen Oktoberwinde bezeugt.

8. Wenn das Laub in diesem Monat nicht gerne abfällt, so gibt es im folgenden Frühjahr viel Raupen und anderes Ungeziefer.
 — Die Ursache suche man im warmen Herbst, wo sich dieses Ungeziefer mehr anspinnen und vernichten kann.

9. Hat man nicht Heu genug für das Schafvieh, so sammle man in diesem Monat noch Eicheln - Birken- und  Erlenlaub.
 — Wird gut gethan seyn.

10. Bey Nebeln und Reif soll das Vieh weder zu früh noch nüchtern ausgetrieben wer den.
— Ja wohl, und wenn es zuvor -nur ein Maul voll Stroh zu fressen bekommt, so ist es schon besser, wegen Vernachlässigung dieser schönen Bauernregel wird leider vieles Vieh einem frühen Tod auf den weiden geopfert. Die Ursache bestehet in den groben, härben, nach Umstanden auch giftartigen Dunstien der Erde bey Nacht- und früher Morgenluft, besonders im Frühjahr und Herbst, welche, indem sie diese ungesunden Mischungen überall hin verbreitet, so lang in solchem Zustande verbleibt, bis die aufgegangene Sonne im Stand ist, diese Dünste theils zu zerstreuen, theils zu mildern, oder nach chemischen Ausdruck zu duleificiren (versüßen.)

11. Viele Eicheln und Buchein verkünden einen harten Winter.
— Dieß bestätiget die Erfahrung nicht als ganz richtig und verläßlich. Das Jahr 1788 hatte fast gar keine solche Mästung; doch war der Winter hart. Auch von anderen Jahren weiß man ein Gleiches.

Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft Joseph Arnold Ritter von Lewenau, 1823

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