Dienstag, 2. April 2013

Bauernregeln nach der Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit

1. Wenn die Fastnacht (Faschingszeit) schön ist, hofft man ein gutes Jahr.
2. Wenns nach der Fastnacht lange Eis zapfen gibt, so wird der Flachs lang.
3. Trockner März, nasser April, ist der Bauern Will.
4. Der May kühl und naß füllt Scheun ein und Faß.
3. Märzensiaub ist über Gold und Silber.
 6. Märzenschnee thut dem Korn weh.
7. Märzengrün, und Blüthen im April geben an Früchten nicht viel.
8. Des Mayen Abendthau macht grünend Gras und Au.
9. Ein klarer Himmelfahrtstag bedeutet Regen und fruchtbares Jahr.
10. Nasse Pfingsten bringen fette Weihnachten.
11. Regen an St. Veit bekömmt der Gerste nicht wohl.
l2. Vor Johannis Tag soll man keine Gerste loben
l3. Früher Donner, später Mangel.

Anmerkungen zu den allgemeinen Bauernregeln.

Wenn das Alrerthum allein etwas ehrwürdig machen könnte, so wäre es wohl der größere Theil dieser Bauernregeln. In dessen kömmt auch bey den darüber auffallenden einzelnen Beanständigungen vieles auf die Umstände an. Wenn bedacht wird, daß es bey Entstehung der meisten dieser Bauernregeln noch keine astronomische Kalender wie jetzt gab; daß also die Bauern zu ihren Beobachtungen bloß den Kirchenkalender benutzen konnten, welcher sie nur nach den Kirchenfeyertagen über die Zeit belehrte, in der sie sich damals befanden; so wird man einsehen, daß man sich nicht gerade an die benannten Tage, sondern eigentlich an die dadurch gemeinte Jahreszeit zu halten habe.

So zum Beyspiel ist der Ausdruck, wenn es zu Jakobi regnet, wohl nur dahin zu verstehen, wenn um die Zeit, da die Früchte zum Schnitt reifen, regnerische Witterung einfällt. Andurch wird mancher Anstoß wegfallen; und viel Nützliches der Bauernregeln aufrecht bestehen können.

Eine zweyte Anmerkung über die Bauernregeln ist folgende. Der alte Bauernkalender war mit jedem der verflossenen Jahrhunderte verhältnismäßig weiter von dem Kalender der Natur entfernt, und die allmähliche Milderung unseres Klima durch Austrocknung der Sümpfe, Ableitung der stehenden Wässer, Verminderung des Wälderstandes und eine mehrere Bearbeitung des Bodens haben eigentlich erst den neuen Kalender gegründet. Von dar um ist auch unter diesen Bauernregeln ein Unterschied zu machen, welcher hauptsächlich in der Anerkennung der unnützen, falschen und nützlichen bestehet. —

Unnütz sind die, welche keinen abzusehenden Einfluß auf Anwendung haben. Ob wir die Regel wissen, Bartholomä macht die Stube zu, das gilt gleich: man wird schon zuschließen, wenn es kalt ist. Was soll ferner die Morgenröthe des Neuenjahrstags auf den Sommer wirken? —

Falsch und unbrauchbar sind jene, die entweder Aberglauben verrathen, oder bestimmt schlecht aus übereinkommenden neuen Erfahrungen auf die Landwirthschaft wirken. —

Nützlich sind die Bauernregeln, welche aus einer langen Erfahrung als ihrer Quelle den Landmann so Manches, das er bey seiner Wirthschaft, um Schaden zu verhüten, oder besser daran zu seyn, beobachten, thun oder lassen soll, wohlthätig erinnern. Daß nun aber eine Menge solcher Beobachtungen und Zeitbenützungen, worauf nicht selten beym Naturgange alles ankömmt, im Ausschlagen der Bäume, in der Blüthe so mancher sich selbst überlassener Gewächse, und im Naturtrieb ein so anderer Thiere liegen, dieß wird sich nicht widersprechen lassen; ja es verdienten vielmehr derley Fingerzeige der Natur genauer aufgesammelt zu werden; da doch vieles von ihnen abhängt. Denn wir irren ja im Betriebe der Ökonomie auch mit unseren best gemeinten Vernunftschlüssen nur all zu oft gegen diese Fingerzeige, die das eigentliche Wahre für Gedeihen und Fruchtbarkeit enthalten.

Wenn zum Beyspiel darüber gelacht wird, daß es Gegenden gibt, wo man die Kohlpflanzen zur Fastnacht säet, und sich nichts daraus macht, dazu den Schnee wegzuräumen, auch das gefrorne Erdreich mit der Schaufel oder Hacke auf zuhauen: so wird sich dieses Lachen wohl in etwas anderes verkehren, wenn uns die so handelnden Landleute dabey versichern, daß sie aus einer kalten Lage junger Pflanzen die schönsten derselben erhalten; weil sie sich da vor dem Entstehen der Erdflöhe und anderen Ungeziefers ruhig ausbilden können.

So stehet es nun mehr oder minder zutreffend mit den übrigen Bauernregeln solcher Art, mit der Fruchtbarkeit bey trocknem März und nassem April, mit dem Schaden der Nässe bey Ausgang des Winters, und dem Nutzen vor Eingang desselben, mit einem früheren Winter beym Schreyen der Frösche vor Georgi, mit der Beschaffenheit mancher Bäume, oder dem Naturtrieb mancher Thiere, als Anzeigern aus gewissen, freylich wohl in ihrer Zeitlänge nicht genau zu bestimmenden, aber doch gewiß bestehenden Vorempfindungen des kommenden Wetters.

Hier haben also die Beobachter wahrlich noch ein weites Feld zur Beförderung des allgemeinen Besten vor sich. Nur geläuterte, hinlängliche Erfahrungen und ein eben so einverständliches als mehrseitiges Zusammenstreben, wie denn auch die dazu unverschiebliche Benutzung der Gegenwart, statt einer eitlen Berechnung auf künftige Generationen, werden dieses wichtige Gute bewirken können.

Diese Anmerkungen und die vorherigen allgemeinen Bauernregeln stammen aus einem Buch aus dem Jahre 1823. Die Schreib- und Ausdrucksweise wurde beibehalten. In diesem Buch wird schon darauf hingewiesen, dass die Bauernregeln noch wesentlich älter sind und daher noch nicht die Erfahrungen zur Zeit der Veröffentlichung des Buches berücksichtigen.

Im jetzigen 21. Jahrhundert sind die Erfahrungen viel weiter fortgeschritten und Vorhersagen daher wesentlich einfacher und zutreffender.

Trotzdem sind einige der Bauernregeln auch heute noch interessant, da sie häufig bestimmte Dinge in der Natur miteinander verbinden. Es zeigt, dass die Menschen in der damaligen Zeit viel mehr mit der Natur gelebt haben. Sie waren auf die Hilfe der Tiere, der verschiedenen Pflanzen, Witterungen und Zeichen der Natur angewiesen. Deshalb sollten solche Regeln in der heutigen Zeit nicht nur ins Lächerliche gezogen werden, sondern man sollte ihnen die Aufmerksamkeit widmen, die sie verdient haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen