Donnerstag, 4. April 2013

Witterungsbeobachtungen an Menschen und Tieren

Witterungs -Beobachtungen an Menschen und Thieren.

Zeichen des üblen Wetters.

1. Wenn dem Menschen alte Leibschäde» oder Wunden, auch Leichdorne (Hühneraugen) empfindlicher oder beschwerlicher als sonst werden; wenn zeitweilig eintretende Schmerzen und Reißen in verschiedenen Körpertheilen vor der gewöhnlichen Zeit oder heftiger als sonst eintreten, Nb. ohne etwa Vorboten einer besonderen Krankheit zu seyn; wenn bey einigen die Haut an den Händen und Füßen entweder ungewöhnlich trocken, oder aber eben so ungewöhnlich am Ballen und der Sole naß werden; bey anderen gleicherweise die Lippen (Lefzen) aufspringen; wenn ein gesunder Mensch träg, verdrossen, und an allen Gliedern wie abgeschlagen, besonders aber im Kopf  und Humor unlustig, verdrießlich wird, so folgt gewöhnlich darauf ein Donnerwetter, oder doch eine regnerische unfreundliche Luft.

2. Viel Regen wird angezeigt, wenn die Schafe viel springen, und einander mit den Köpfen stoßen; sich früh auf die Weide machen, unb im Heimgehen vom Gras fressen nicht abtreiben lassen wollen; wenn die Eseln schrepen, sie und die Mauleseln Köpfe und Ohren ungewöhnlich schütteln und spitzen, oder von Fliegen stark geplagt werden; wenn die Schweine spielen, und ihr Futter zerstreuen; wenn das Vieh auf der Weide unruhig wird, und sich schnell über Büsche und Hecken begeben will, junge Kühe und eingespannte Ochsen Nase und Köpfe hoch halten, Luft einziehen, ihre Schnauzen belecken; wenn die Hunde Gras fressen, die Katzen ihren Kopf mit den vorderen Pfotten besonders an den Ohren kraßen, sich auch am Leibe viel belecken; wenn ordentlich genährt werdende Ziegen (Geiße) sehr begierig fressen, und sich vom Futter auch mit Schlägen nicht abhalten lassen. Als besonderer Vorbot eines Donnerwetters ist unter diesen Thieren anzusehen, wenn sie auf der Weide mit aufgehobenen Schweifen stark springen; wenn sie sehr ausdünsten und schwitzen, mit den Hörnern in die Erde graben, dann gleich wieder den Kopf gegen Mitternacht wenden, ihre Füße lecken, brüllend dem Stall zueilen; wenn junge Kühe wie rasend unter die Pferde oder anderes großes Vieh laufen; die Hunde das gefressene Gras wieder speyen, die Erde kratzen, heulen, oder ihnen der Bauch murrt und rauscht wie Wasser.

3. Fernere Zeichen des Regens unter den Thieren sind, wenn sich die Hirsche öfters bekämpfen und stoßen; wenn Wölfe und Füchse heulen und bellen, sich auch den Dörfern und Häusern nahen; wenn sich Hasen dahin verkriechen, wo es nicht leicht auf sie regnen kann, oder vom langen Gras auf öde trockne Plätze gehen; wenn der Igel an seinem Neste die Löcher zustopft; wenn das Wild, besonders die Kaninchen (Konigelhasen) stärker als gewöhnlich fressen. — Was im Sommer Regen anzeigt, dies deutet mitunter auch öfters auf Donnerwetter, welches damals meistens mit Regen begleitet ist. Ein Gleiches pflegt also auch weiterhin einzutreten, wenn der Maulwurf mehr Erde, oder höher als sonst aufwirft, oder aber bey nachlassendem Sturm wieder sein Loch verlässt; oder wenn man die Schafe mit Gewalt weiterbringen muß, welche jedoch bey bevorstehender Aenderung gleich wieder auf Berge und Anhöhen laufen und Erlustigung zeigen.

4. Tritt der Hirsch langsam in die Brunst, so deutet das auf einen sich ebenfalls langsam einstellenden Winter. Ist es auf Lichtmeß schön und hell, so bleibt der Dachs in seinem Loch, weil noch Winterkälte nachkömmt; ist aber das Wetter ungestüm, so kriecht er hervor,  und fürchtet keine Kälte mehr.
— Darüber ist nur so viel zu sagen , daß die Thiere überhaupt deutlichere Vor- empfindungen als die Menschen haben. Die Ursache gehört auf ein anderes Blatt. 

5. Schlechtes Wetter ist im Anzug wenn die Hahnen zur ungewöhnlichen Zeit krähen, desgleichen wenn die Hühner mit Schnäbeln und Klauen ihre Federn stets streichen, und traurig herumgehen; wenn die Turteltauben zur ungewöhnlichen Zeit mit veränderter Stimme kurren.

6. Langer Regen und starke Winde stehen bevor, wenn die alten Hühner zu Anfang des Regens nicht bald unter das Dach laufen; wenn dagegen die Gluckhennen mit ihren Kücklein (Jungen) des Morgens ungerne hervorgehen; wenn sich die übrigen Hühner haufenweise verkriechen, die Gänse schnattern, mit Geschrey zum Futter gehen; wenn die Tauben wider ihre Gewohnheit entweder spät nach Haus kehren, oder aber zuweilen auch haufenweise nach den Taubenschlägen fliegen; wenn die Pfauen und Eulen des Nachts laut und oft schreyen: thun aber das die leßteren während des Regens, so folgt schönes Wetter. Zeichen vielen Regens oder auch Windes unter den Thieren sind noch

7. Wenn Kraniche, Geyer und andere Raubvögel bey schönem Wetter viel schreien, oder in der Luft rund herum flattern; wenn die wilden Gänse ihre Flugordnung ändern, still fortziehen, die Kraniche in tiefe Thäler kommen, die Raben sich mit den Flügeln an die Bäume hängen, am Ufer des Wassers umher laufen, besonders wenn auch die Krähen mit Geschrey das Nämliche thun, und ihre Köpfe im Fliegen aufrecht halten; wenn die Dohlen einsam auf den Häusern sitzen, dabey viel mit den Flügeln flattern, sich mit dem Schnabel auf der Haut viel zu schaffen geben, und des Morgens sehr schreyen; wenn das Wassergeflügel sich mehr als sonst badet und untertaucht; wenn die Schwalben sehr niedrig über Wasser und Erde fliegen, der Reiger (Reiher?) sein Wasser mit Lärm verläßt, oder hoch fliegt; der Grünspecht viel knarrt, der Zaunkönig dagegen lustig fliegt, und singt; wenn die Spatzen sich stark hören lassen , dabey aber doch faul und traurig werden, die Finken schon vor Sonnenaufgang schreyen, das Rothkröpflein sich in hohle Bäume, ödes Gemäuer und Häuser versteckt, und die Brutvögel ihren Nestern zueilen; wenn sich die Meerschweine oft sehen und hören lassen, auch oben im Wasser viel blasen und spielen; wenn die Fische bey noch hellem Wetter viele Bewegung im Wasser machen, und darin hoch schwimmen, auch mit dem Rücken zuweilen über das Wasser kommen; wenn die Alen viel ans Land kommen, und sich an Steine hängen; wenn die Kröten häufiger hervorkommen, die Frösche ungewöhnlich des Morgens, und die Laubfrösche Nachts quäcken; wenn Muscheln sich außer dem Wasser an Steine fest machen, die Krebsen kleine Steine in die Scheeren fassen, sich mit Sand decken, oder aus ihrem gewöhnlichen Wasser kriechen ; wenn die Regenwürmer häufig aus der Erde, und die Kellerwürmer viel an den Wänden kriechen; wenn die Bienen entweder nicht aus ihren Stöcken wollen, oder bald wieder umkehren, und kleine Sandkörner anfassen, um sich in der Luft zu schweren und zu erhalten; wenn Bremsen, Fliegen und Flöhe sehr stehen, oder den Leuten viel ins Gesicht kommen; wenn die Spinnen aus den Wandrissen hervorkommen, und nicht wie bypm kommenden schönen Wetter in der Luft auf dem Grase und an Bäumen weben, sondern viel ausser ihrem Gewebe müßig herumkriechen.
— Eine besondere Aufmerksamkeit verdienet die Kreuzspinne, welche entgegen bey androhendem schlechtem Wetter ihr Loch nicht verläßt, und mit dem Vordertheil darin steckt, im entgegengesetzten Fall aber mit dem Hintertheil, mitunter auch viel herauskriecht und spinnt. tWeitere Zeichen des Regens und Windes sind endlich, wenn die Ameisen gleichsam in die Wette laufen, ihre Eier verwirrt aus dem Haufen und wieder hinein tragen, um sie an einen sicheren, trocknen Ort zu bringen, dann aber ihre Arbeit stehen lassen, und sich unter die Erde verstecken; wenn das fliegende kleine Ungeziefer wegen überhäufter Luftdünste, oder oberen starken Luftbewegung nicht in die Höhe steigt, sondern sich an windstillen tiefen Orten sammelt.


Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft Joseph Arnold Ritter von Lewenau aus dem Jahre 1823

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