Montag, 15. April 2013

Frühlingsgedichte

Frühling
Foto: pixabay

An die Natur. 

Ich hätte Lust dem Bächlein nachzulaufen:
Wo läufst du hin?
Ich hätte Lust dem Lüftchen nachzuschnaufen:
Wo schnaufst du hin?
Ich möchte mich in diese Schatten hauchen:
Ihr haucht so kühl!
Mich in die Wellen mit dem Fischlein tauchen:
Ihr taucht so kühl!
Dort mit dem Sonnenadler will ich fliegen
Der Sonne zu,
Und mit der Taube dort ins Nest mich schmiegen
Zur Wonneruh.
Ich fand, so oft ich mich in dich verloren,
Mich schöner nur:
Ich bin in dir, du bist in mir geboren,
Natur, Natur!

(Fr. Rückert)

Süße, heilige Natur,
Laß mich gehn auf deiner Spur,
Leite mich an deiner Hand
Wie ein Kind am Gängelband!

Wenn ich dann ermüdet bin,
Sink' ich dir am Busen hin,
Athme süße Himmelslust
Hängend an der Mutterbrust.

Ach, wie wohl ist mir bei dir;
Will dich lieben für und für,
Laß mich gehn auf deiner Spur ,
Süße, heilige Natur!

(Fr. v. Stollberg)

Sehnsucht nach dem Frühling. 

Komm lieber Mai und mache
Die Bäume wieder grün,
Und laß mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blühn!
Wie möcht' ich doch so gerne
Ein Veilchen wieder sehn:
Ach lieber Mai, wie gerne
Einmal spazieren gehn!

Zwar Wintertage haben
Wohl auch der Freuden viel,
Man kann im Schnee eins traben
Und treibt manch Abendspiel:
Baut Häuserchen von Karten,
Spielt blinde Kuh und Pfand,
Auch gibt's wohl Schlittenfahrten
Auf's liebe freie Land.

Doch wenn die Vögel singen
Und wir dann froh und flink
Auf grünem Rasen springen,
Das ist ein ander Ding!
Jetzt muß mein Steckenpferdchen
Dort in dem Winkel stehn,
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Koth nicht gehn.

Am meisten aber dauert
Mich Lottchens Herzeleid;
Das arme Mädchen lauert
Recht auf die Frühlingszeit;
Umsonst hol' ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib herbei,
Sie sitzt in ihrem Stühlchen
Wie's Hühnchen auf dem Ei.

Auch wenn's doch erst gelinder
Und grüner draußen war'!
Komm, lieber Mai! wir Kinder,
Wir bitten gar zu sehr;
O komm, und bring' vor allem
Uns viele Veilchen mit,
Bring' auch viel Nachtigallen
Und schöne Kuckucks mit!

(Nach Overbeck und M. Claudius)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen