Samstag, 30. März 2013

Bauernregeln mit Erklärungen - Teil 1

Foto Frosch
Wetterfrosch - Foto: pixabay

Allgemeine Bauernregeln

1. Wenn die Sonne roth und feurig aufgehet, so bedeutet es Wind und Regen.
2. Ist es beym Aufgang der Sonne wolkig, und vergehen diese Wolken bald, so deutet es anhaltend schönes Wetter an. Morgengrau und Abendroth sind ein guter Wetterboth.
3. Wenn des Morgens da und dort Lichtgraues zwischen den Wolken erscheint, und gerade über uns heller Himmel ist, so hat man stürmisches Wetter zu erwarten.

Anmerkung. Der Grund dieser Erfahrungen liegt in der Beschaffenheit unseres Dunstkreises, worin sich die Sonnenstrahlen brechen, und die verschiedenen Farben bilden, welche den Stand der oberen Luft anzeigen. Doch ist in der Beurtheilung dessen auf Jahreszeit und Lage Rücksicht zu nehmen, wonach sich das ebenso wie durch stärkere Naturerscheinungen als Erdbeben und dergleichen ändern kann.

4. Große Wolken wie Felsen sind Vorbothen eines starken Regens.
5. Wenn kleine Wolken zusammen laufen und groß werden, so bedeutet es viel Regen.

Anmerkung. Gegen diese Erfahrung können der verschiedene Stand des Mondes, die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, jene unmittelbar vor und nach dem längsten Tag, und also die für uns so wichtige Erdwendung gegen die Sonne, wie auch die Elastizität (Federkraft) der Luft, und die dazu wirkenden Winde starke Ausnahmen machen.

6. Wenn sich an einem hellen Abend kleine schwarze Wolken sehen lassen, so folgt bald Regen.
7. Wenn beym schönen Wetter am Sonnenaufgang der Himmel mit weißen Wolken wie besprengt scheinet, so kömmt gemeiniglich in einem oder zwey Tagen Regen.

Anmerkung. Da wird es wieder auf die Jahreszeit und auf die herrschenden Hauptwinde ankommen.

8. Wenn sich auf den Spitzen der Berge oder Hügeln dünne, wässerige Wolken zeigen, so regnet es bald.

Anmerkung. Im Winter wird es dann bald Thauwettcr oder Schnee geben.

9. Wenn sich gäh einige Wolken bilden, während die übrigen Theile wolkenleer sind, so kündet das Sturmwetter an, besonders wenn sich diese entstehenden Wolken um die Mittags- oder Abendzeit sehen lassen.

Anmerkung. Diese Erscheinung ist eine Wirkung der Luft -Elektrizität (Schnellkraft), kann auch ein Donnerwetter bringen.

10. Sind die Spitzen der Berge rein und klar, so kann man auf längeres schönes Wetter rechnen.

Anmerkung. In so ferne das bey ruhiger Luft an hält.

11. Desgleichen lassen ziehende Nebeln in niedrigen Feldern, die bald vergehen, ein angenehmes schönes Wetter hoffen.
12. Steigt aber dieser Nebel an die Spitze der Berge, so gibt es in einem oder zwey Tagen Regen.
13. Ein allgemeiner Nebel vor Aufgang der Sonne um die Zeit des Vollmonds bedeutet schönes Wetter.

Anmerkung. Ist wahr und verläßlich bis auf einige besondere Ereignisse in der Natur. Was bekanntlich vor einigen Jahren in den äußersten Nord - (Mitternachts) Ländern mit dem Eise vorging, hat mit vielen die sonstige Ordnung störenden Nord- und Ostwinden auf unseren Dunstkreis gewirkt.

14. Wenn Nachts der Schall der Glocken, das Geräusch des Wassers, das Ge- schrey der Thiere, der Vögelgesang und dergleichen vernehmlicher als sonst stnd, so ist die Luft zum Regen geneigt, der auch bald darauf folgt.

Anmerkung. Die Ursache ist, weil dann, wie es der fallende Barometer anzeigt, die Luft ihre Federkraft verloren hat, und sich folglich auch die zitternde Bewegung des Schalls darin besser forttreiben kann. Die Dünste werden dann zur Auflösung in Tropfen geneigt.

15. Wenn in Flüssen und Bächen das Wasser zur ungewöhnlichen Zeit sehr abnimmt, so folgt viel Regen, dagegen aber trocknes Wetter, wenn nach anhaltendem Regen eine Zeit lang das Nähmliche geschieht.

Anmerkung. Nach Jahreszeiten und Himmelsstrich können sowohl der Stand des Mondes, als Kälte, oder Nordostwinde zum gähen Fallen der Flüsse beytragen. Übrigens ist es bey dem steten Wechsel im Gange der Natur allerdings zu glauben, daß auf lange Tröckne, Regen folgen wird.

l6. Wenn der Erdboden, oder andere feuchte sumpfige Plätze einen außerordentlichen Geruch von sich geben, so bedeutet es Regen.

Anmerkung. Dies kömmt von der alsdann minder gewordenen Federkraft oder Wirksamkeit der Luft her, welches das Aufsteigen der untern Dünste in den oberen Luftraum erleichtert. Denn diese ist die allgemeine Einrichtung in der Natur, daß alles, was entweder auf der Oberfläche der Erde, oder aus ihren Tiefen verdunstet, ein unablässiges Streben nach den obern Luftgegenden mebr oder minder schnell verfolgt; wo dann diese aufsteigenden Luftmischungen in ihre einfachen ersten Elemente zersetzt werden, und so nach und nach wieder durch Winde, Sonne, Regen, und Schnee, unseren Planet zugeführt werden. Dieß und kein anderes ist das Perpentuum mobile, die unaufhörliche Selbstbeweglichkeit in der Natur: durch dieses beständige Auf und Ab werden alle erschaffenen Dinge in und auf der Erde erhalten; Leben, Bewegung, Fruchtbarkeit, und die Fortdauer des Ganzen befördert.

17. Wenn die Enten oder Gänse mit ihren Schnäbeln viel in den Federn herum suchen, sich oft baden, oder viel gackern, so deuten sie Regen an.

Anmerkung. Dieß kann entweder von erleichteter Ausdünstung der Erde, oder von der Empfindung viel trockner Hitze, oder auch von der auf die Nerven dieser Thiere wirkenden Schnellkraft der Luft herrühren.

l8. Wenn nach dem Regen kalter Wind bläst, so zeigt es noch mehr Regen an.

Anmerkung. Meistens deutet starker Wind nach einem Regen oder Gewitter an, daß das Gleichgewicht der Luft und ihre Federkraft durch eine dazu gekommene Naturerscheinung unterbrochen worden ist. Nordwinde bringen dann gewiß einen anhaltenden Regen.

19. Wenn die Flammen der Lampen oder Kerzen anfangen zu spritzen, oder an den Dochten sich besondere Ansätze bilden, so gibt es unfreundliches Wetter.

Anmerkung. Man muß sich aber anbey nicht be trügen, und nicht immer die Ursache dessen der äußeren Luft zuschreiben; da sie oft nur in vielen Ausdünstungen der Menschen, in niedrigen Stuben, kochendem Wasser, oder anderen Dingen in den Oefen liegen kann.

20. Wenn die erste Zeit des März und die lehte des Aprils regnerisch sind, so werden Frühling und Sommer auch so sein: sind sie trocken, so folgt auch ein trockner Sommer.

Anmerkung. Hiervon kann die Ursache in der Lage der Erde gegen die Sonne, oder in der so nahen Tags- und Nachtgleiche, auch im Stande des Mondes liegen; wovon später ein mehreres folgen wird. Ein vorhergegangener entweder regelmäßiger Winter mit vielem Schnee und Frost, wodurch die Dünste der Luft niedergeschlagen worden, oder ein allzu gelinder, der die Erddünste zerstreut läßt, können ebenfalls diesen U terschied machen.

21. Wenn es gegen Anfang Septembers bis gegen Ende Oktobers meistens gelind, warm und regnerisch ist, so wird der Jäner und Hornung ziemlich kalt und trocken seyn; es wäre denn zuvor ein trockner Sommer gewesen.

Anmerkung. Der Grund dieser Erfahrung kann entweder seyn, daß zur Zeit anhaltenden Regens die vielen salzigen Ausdünstungen besonders aus Mittag und Niedergang von Seen und Meeren zur Anhäufung und Unterhaltung der Kälte beitragen, oder sie ist der Lage unserer Erde nach dem kürzesten Tag gegen die Sonne zuzuschreiben, wo eine Revolution im Dunstkreise vorgehet, Kälte und Frost die angehäuften Dünste zerstreuen. Nach einem vorhergegangenen trocknen Sommer besteht die Ursache nicht.

Quelle: Der angewandte Fresenius; oder, Sammlung geordneter allgemeiner Witterungs- und sogenannter Bauernregeln: mit beygefügten Erklärungen ihres Grundes und vernünftigen Sinnes zu einem nützlichen Gebrauch ... vorzüglich beym Betriebe der Landwirthschaft, Joseph Arnold Ritter von Lewenau aus dem Jahr 1823

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